Dass sich unser Klima massiv verändert, merken wir nicht erst, seitdem wir immer heißere Sommer erleben müssen. Wenn wir das Fichtensterben sehen, das sich in den letzten zwei Jahren ganz besonders auch hier bei uns im Westerwald zeigt, dann kann es uns Angst und Bange werden. Pflanzaktionen mit Hitze-resistenten Baumarten, wie auch bei uns am Köppel, können da leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Aber sie sind ein wichtiger Anfang, um den langen und komplizierten Weg der Änderung unseres Verhaltens und der Bekämpfung des Klimawandels endlich zu beginnen.
Heiße Zeiten erleben wir aber nicht nur beim Klima. In unserer Kirche kocht seit langem ein immer hitziger werdender Konflikt. Einige haben das Gefühl, die Kirche müsste sich jetzt erst recht auf die traditionellen Werte und Formen rückbesinnen, um den Kern des Glaubens nicht zu verlieren. Sie sehen darin die Rettung der Kirche.
Andere sind unzufrieden, dass sich viel zu wenig bewegt in der Kirche. Dass die Kirche nicht mit der Zeit gehe und dringend notwendige Reformen nicht umgesetzt würden. Heiße Zeiten sind das im wahrsten Sinne.
Anlässlich der Gründung der Pfarrei St. Peter Montabaur-Stelzenbachgemeinden am 1. Januar 2017 gab es einen Bibelvers, der den Pfarreiwerdungsprozess inhaltlich begleiten sollte. Er lautete „Mach dich auf den Weg“ (Jos 1,2).
„Sich auf den Weg machen“ ist in der DNA der Kirche eingebrannt. Auf den Weg machten sich die Jünger nach der Aussendung des Heiligen Geistes. Auf den Weg machten sich die iro-schottischen Wandermönche, die uns in der Mitte und im Norden Europas den christlichen Glauben brachten. Auf den Weg machen sich Gläubige, die einen Wallfahrtsort besuchen oder auch nur an einem Sonntagsspaziergang in unserer Wallfahrtskirche Wirzenborn vorbeischauen. Auf den Weg machen wir uns auch, wenn wir beim Komm-niongang aus der Kirchenbank aufstehen und zum Herrn in der Gestalt des Brotes nach vorne kommen. Auf den Weg macht sich die Kirche in Deutschland heute mit dem „Synodalen Weg“ und versucht, Antworten auf die Fragen der Menschen von heute zu finden. Und das ist in meinen Augen auch dringend nötig.
Wenn ich mich zum 1. September „auf den Weg mache“, um Jugendpfarrer im Bistum Limburg zu werden, tue ich das mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Weinend, weil ich hier in unserer Pfarrei vielen Menschen begegnen konnte, die sich wirklich um die Entwicklung des Glaubens vor Ort kümmern und die sich um die Zukunft der Kirche sorgen und mit anpacken und mit denen ich sehr gerne weitergearbeitet hätte.
Lachend, weil ich mich natürlich auch sehr auf meine neuen Aufgaben in Limburg freue.
Ihnen allen wünsche ich von Herzen, dass Sie sich immer wieder gemeinsam „auf den Weg“ machen.
Denn nur im gemeinsamen Feiern des Glaubens, im gemeinsamen Diskutieren und Argumentieren können wir als Kirche zusammenbleiben, und nur so haben wir die Chance auf eine Zukunft."
„Katholisch“ bedeutet auf Deutsch „allumfassend“. So ist Kirche von Jesus Christus gewollt, davon bin ich zutiefst überzeugt. Katholisch bedeutet „weit sein“ im Glauben, nicht eng und eingeschränkt. Die Klimakrise in der Kirche können wir nur überwinden, wenn wir uns dieser „Weite“ wieder bewusst werden.
Bleiben wir auf dem Weg!
Ihr
Pfarrer Stefan Salzmann
