Pfarreien sind atmende Systeme
Zum Jahresbeginn sind die katholischen Pfarreien St. Marien in der Augst und St. Peter in Montabaur-Stelzenbachgemeinden zu einer neuen Pfarrei zusammengeführt worden. Die neue Pfarrei heißt St. Peter Montabaur.
Zum Gründungsgottesdienst am Sonntag, 21. Januar, kamen Bischof Dr. Georg Bätzing und hunderte Gläubige aus der neuen Pfarrei.
„Pfarreien sind atmende Systeme“, so Bischof Georg Bätzing. Pfarreien seien unterschiedlich: mal groß und mal klein. Mal sehr alt und mal jung. Immer jedoch seien sie Zusammenschlüsse von Menschen, die im Glauben gemeinsam unterwegs sind. „In unseren Pfarreien geht es darum, den Glauben lebendig weiterzugeben“, sagte der Bischof und blickte auf die lange Geschichte des Christentums in der neuen Pfarrei. Das älteste Zeugnis christlichen Glaubens lasse sich in Arzbach in der Augst finden. Erst in den Folgejahren habe sich dann Montabaur zum kulturellen, geschichtlichen und christlichen Zentrum mit großer Strahlkraft herausgebildet.
Keine Zeit des Wachstums
Kirche und kirchliche Strukturen seien also dynamisch und atmend. Sie veränderten sich und passten sich den Anforderungen der Zeit und der Menschen an. Mit der Zusammenführung der beiden Pfarreien und der Gründung der neuen Pfarrei werde die Geschichte nun weitergehen. Er könne den Katholikinnen und Katholiken nicht versprechen, dass es nun mit der Veränderung der Strukturen vorbei sei. „Wir erleben aktuell keine Zeit des Wachstums für die Kirche. Das Gegenteil ist der Fall“, stellte der Bischof dar. Die Kirche werde kleiner und werde in Zukunft nicht mehr all die Strukturen aufrechterhalten können. Vieles werde sie aufgeben müssen. Nicht aber ihr Ideal. „Ich wünsche Ihnen, dass die Pfarrei im Glauben wächst“, sagte Bätzing. An einem Glauben, der wirksam sei und sich in tätiger Liebe ausdrücke und sich an dem Bedarfen der Menschen vor Ort ausrichte. „Fragen Sie nicht, was wird aus uns, sondern fragen Sie, wie Sie gemeinsam unter den Bedingungen der Zeit Ihren Glauben leben und den Menschen, die Hilfe brauchen, zur Seite stehen können“, sagte der Bischof. Daran müsse sie sich messen lassen.
Wofür setze ich mich ein?
Der Bischof plädierte auch dafür, Gott zu vertrauen und sich von ihm in den Dienst nehmen zu lassen. „Unsere Lebenszeit ist kurz. Viele unserer Mitmenschen rechnen nicht mehr mit dem Transzendenten und nicht mit der Ewigkeit“, erklärte Bätzing. Gott sei es, der am Ende, am Ziel des Lebens Bilanz ziehe, nicht der Mensch. Daher müsse man sich fragen, wofür man sich einsetze und was man für andere tun könne. „Fragen Sie sich nicht, was sie davon haben, sondern fragen sie sich, was andere dadurch haben“, riet der Bischof. Christinnen und Christen seien berufen an der Seite der Menschen zu stehen, die keine Stimme haben. Christinnen und Christen müssten laut werden, wenn Demokratie und Gerechtigkeit in Frage gestellt würden. „Wir erleben zurzeit, was dann passiert und es tut gut zu erleben, dass sich Hunderttausende aufmachen und sich dagegen stellen“, so der Bischof.
Sich auf die Socken machen
Der Glaube brauche immer auch Gemeinschaft. Jesus habe Freundinnen und Freunde um sich versammelt. Er sei bereit gewesen, sich zu geben, nicht zu nehmen. „Kommen Sie zusammen zur Eucharistie und zum Gebet. Der Glaube will Gemeinschaft. Überlegen Sie gemeinsam, was die Menschen in ihren Kirchorten brauchen. Tun sie etwas. Machen sie sich auf die Socken. Dann berühren sie Menschen und der Glaube in Ihrer neuen Pfarrei wird wachsen“, so der Bischof.
Das es bereits viel Gutes und viele Aufbrüche in der neuen Pfarrei gibt, wurde in den Fürbitten deutlich. Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Gruppen trugen Anliegen vor und beteten für alle, die sich in Kitas, in Gebetskreisen, in der Ökumene, in der Ministrantenarbeit, bei den Pfadfindern, in Chören, in der Erwachsenenbildung, Öffentlichkeitsarbeit, in der Liturgie, in Gremien oder der Caritas stark engagieren.
„In der Pfarrei gibt es viel Engagement. Auch wenn der Weg zur neuen Struktur zu Beginn nicht auf offene Arme und Begeisterung gestoßen ist, sind sie jetzt gut beieinander. Sie haben sich den Herausforderungen gestellt, Ängste überwunden und sich der Verantwortung gestellt. Dafür danke ich Ihnen sehr und das gilt es heute zu feiern“, sagte der Bischof.
(Quelle: Bistum Limburg)