Zweite 50 Jahre Kirchengeschichte
Um die Bedeutung der Leistungen zur Sanierung des Kirchengebäudes in Eitelborn in den Jahren 2009 Innensanierung und 2013-2015 Außensanierung und die Wertigkeit der Baumaßnahme richtig einschätzen und gewichten zu können muss man wissen, unter welchen Rahmenbedingungen die Planung, Finanzierung und Durchführung erfolgt ist.
Die ganze Sache stand unter keinen guten Vorzeichen, weil mit dem Projekt des Bistums „Sparen und Erneuern in den Kirchengemeinden“ in Jahren 2004-2006 nicht mehr die finanziellen Möglichkeiten gegeben waren. Ziel war die Umnutzung und Aufgabe von Kirchen im Bistum. In der Augst wurden die Filialkirchen in Simmern und Kadenbach ganz aus der Bezuschussung heraus genommen.
Durch den Finanzskandal des Bistums im Jahr 2013 stand alles unter Finanzierungsvorbehalt, verbunden mit dem Risiko, dass Kürzungen oder Streichungen von Baumaßnahmen sich auch noch auf die Sanierung des Eitelborner Gotteshauses hätten auswirken können.
Für die Pfarrgemeinde hatte die Innensanierung der Kirche mit neuem Farbanstrich Priorität, denn die Wände waren durch Feuchtigkeit von außen, Staub und Ruß schmutzig und unansehnlich geworden.
Für mich als Mitglied des Hauptaussschusses Finanzen und Bau beim Bistum war immer klar, wenn wir die Zusage des Bistums bekommen würden, die Kirche innen anzustreichen, dann haben wir den Fuß in der Tür für eine notwendige unabweisbare Außensanierung, weil sonst in kürzester Zeit die Innenwände durch in die Fugen eindringende Feuchtigkeit wieder sichtbar schwarz werden.
Kostenschätzungen für die Sanierung der Kirche gab es nicht. Ein ungefährer Kostenrahmen war notwendig, um einen Antrag der Pfarrgemeinde zur Anmeldung für die Bauliste des Bistums stellen zu können.
Unerwartet kam (fachmännische) Hilfe von „oben“. Das Land Rheinland-Pfalz hatte eine Projektgruppe (Architekten) zur Auffrischung des Mittelrheintals gebildet, die vorrübergehend in Diensträumen bei der Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises untergebracht war.
Eine Mitarbeiterin, die ihr Zimmer neben meinem hatte, konnte ich bewegen, sich die Kirche in Eitelborn anzuschauen und wenn möglich aus fachlicher Sicht eine Einschätzung des Sanierungsaufwandes zu machen. Die am 21.11.2005 vorgelegte Kostenschätzung betrug 450.000 €. Zum Glück konnten bei der Untersuchung des Wandputzes keine gravierenden Mängel festgestellt werden.
Da die Haushalte der Kirchengemeinde nicht ausgeglichen waren, war eine Antragstellung noch nicht möglich. Eine Planungsfreigabe stand unter dem Vorbehalt, dass dafür mindestens 10.000 € freie Finanzmittel nachzuweisen waren. Diese konnten als Spenden erst 2007 und 2008 bei der KSK Westerwald und der Raiffeisenbank Arzbach, eingeworben werden.
Um zu verhindern, dass die Kirche in ihrem Bestand gefährdet und den Einsparungsauflagen des Bistums zum Opfer fällt, konnte trotz erheblicher Bedenken und Widerstand des damaligen Verwaltungsrats im zweiten Anlauf nach entsprechender Intervention der Denkmalschutzbehörde der Antrag der Unterschutzstellung des Gebäudes eingereicht werden.
Mit Schreiben vom 23.01.2007 erfolgte die Unterschutzstellung mit folgender Begründung:
„Die katholische Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt in Eitelborn wurde in den Jahren 1923 bis 1925 errichtet. Diese Jahreszahlen finden sich auch auf einer Inschrift am Chorbogen. Bei dem, aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk hergestellten Gebäude handelt es sich um einen Saalbau mit eingezogenem, polygonalen Chor und südlichem Frontturm.
Die katholische Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt“ in Eitelborn ist ein Zugnis insbesondere des geistigen und künstlerischen schaffens und des handwerklichen Wirkens im Westerwald (§ 3 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 a DSchPflG.
An der Erhaltung und Pflege dieser Kirche besteht aus wissenschaftlichen, sowie ortsgeschichtlichen Gründen (§3 Abs. 1 Nr. 2a DSchPflG) zur Förderung des geschichtlichen Bewusstseins (§3 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2b DSchPflG) und zur Belebung und Werterhöhung der Umwelt (§3 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2c DSchPflG ein öffentliches Interesse.“
Nachdem die verlangten 10.000 € zweckgebunden für die Planung zur Verfügung standen, erfolgte 2009 die Planungsfreigabe durch das Bistum und es konnte ein Architekt beauftragt werden einen verbindlichen Kostenvoranschlag für die Innenrenovierung zu machen: Kosten 100.000 €.
Am 11.03.2009 war es dann soweit, bei einem Ortstermin mit den beteiligten Firmen Beginn und Durchführung der Elektro-, Reinigungs- und Malerarbeiten abzusprechen. Folgende Arbeiten waren notwendig: Arbeiten im Bereich der Elektroinstallation, Rissüberbrückender Anstrich durch Schlemmanstrich, Herstellung einer trockenen Oberfläche
durch Silikonanstrich, Risse mit Uniputz erneuern, Grund-anstrich mit Keim-Intakt, 2. Anstrich mit Quarzil historisch) und Begleitanstriche an den Fenstern.
Zu erwähnen bleibt, dass sich der Beginn dieser Maßnahme um ein Jahr verzögert hat, weil durch einen Brand in einer Kirche im Bistum eine Notmaßnahme dort vorgezogen werden musste.
Die notwendigen Vorbereitungsarbeiten (Bänke abbauen und Verbringen in Friedhofshalle, Gottesdienste bis zum Abschluss der Malerarbeiten fanden dort statt. Abhängen des Kreuzes im Altarraum, erfolgten mit vielen fleißigen Helfern in Eigenleistung.
Nachdem mit dem Bistum ein für beide Seiten tragbarer Kompromiss im Hinblick auf die Außensanierung und Finanzierung gefunden werden konnte, der darin bestand, die Außensanierung in zwei Abschnitte aufzuteilen und eine erste Kostenschätzung am 02.07.2013 und Aufteilung in Bauabschnitte am 11.09.2013 vorlag, stand dem Beginn der Ausführung der Maßnahme nichts mehr im Wege. Entkernen der Fugen und Spritzmörtelverfugung bis 10.12.2015.
Die Kostenschätzung für den zweiten Bauabschnitt ist auf den 25.01.2016 datiert. Die Arbeiten umfassten im wesent-lichen Sanierung Kirchenfenster, Außenmauer, Sanierung Trafgesimse, Erneuerung Blitzschutz, Reparatur des Daches mit Turm, Elektro.
Die durchschnittliche Preissteigerung in den Jahren 2013 bis 2016 lag bei 3%.
Bereits in den Jahren 1976/1977 waren größere Sanierungsarbeiten an den Fundamenten der Kirche aufgrund eindringender Feuchtigkeit und dadurch betroffene Statik notwendig.
Der gesamte Innenraumboden wurde aufgebrochen und die Fundamente mit Beton ausgegossen. Der Fußboden wurde mit Trachytstein neu ausgelegt.
An der Beichtkapelle erfolgte ein Anbau und die Heizung (Gas) erneuert. Die Wände bekamen einen dezenten Neuanstrich.
Welche Arbeiten im einzelnen wurden im ersten und zweiten Bauabschnitt durchgeführt?
Spritzmörtelverfugung, Nordseite und Sakristei zuerst, dann Südseite und Turmseite.
Dach- und Turm –Problem Mader- ausgebessert, beide Giebelvorbauten neu gedeckt.
Treppenaufgänge neue Handläufe zum Turm und neue Alu Leitern.
Gesimse rund um die Kirche musste erneuert (faules Holz) und Bleiabdeckungen an den Fenstern und zu den Übergängen in die Regenrinnen angebracht werden.
Das war nicht alles:
Die LED-Leuchttafel-Liedanzeige in Funkausführung wurde 2016 erneuert.
Die Glocken-und Leuteanlage wurde ebenfalls 2016 erneuert und die alten Läutemaschinen auf elektronische Umschaltungen umgerüstet. Die Schaltkontakte in den Steuerköpfen sind bis dahin in einem Transformatorenölbad gelaufen, was aufgrund ihres hohen Alters das permanente akute Risiko einer Konterminierung beinhaltete.
2017 erfolgte die Umrüstung der Innen-Beleuchtung der Kirche auf LED-Lampen (Kosteneinsparung beim Stromverbrauch ca. 80%)
Das Beleuchtungskonzept außen beinhaltete das Anstrahlen der Kirche und wurde 2018 durch Gestattungsvereinbarung mit Bestellung einer beschränkt persönlichen Dienstbarkeit für die Ortsgemeinde Eitelborn umgesetzt.
Da die Kirchenfenster verrostet und nicht mehr zu öffnen waren, musste die Heizung 2021 zur Lüftung aufgrund der durchgeführten Schimmelbegutachtung und Klimamessung als Notmaßnehme mit einer Regelanlage zur Schimmelprävention nachgerüstet werden (Atherm). So kann der Raumluft Feuchtigkeit entzogen werden, damit sich kein Schimmel bilden kann, der dem Betrieb der Orgel schadet.
Statische Risse im Bereich der Empore wurden 2021 auch im Rahmen einer Notmaßnahme beseitigt.
Verfasser: Reinhard Labonte